Man kann nicht über italienische Schulen oder Kindergärten schreiben, ohne über die Figur des bidellos bzw. der bidella zu berichten. Diese ist genauso wichtig wie der gefürchtete Schuldirektor, il preside, oder die innig geliebte maestra, die Grundschullehrerin.
Nun zum ‚bidello‘: Es handelt sich um eine stets in Kittelschürze gekleidete Person, die Tag für Tag, in ihrer Einrichtung als Faktotum waltet und ein eigenes Büro hat, die ‚bidelleria‘. Der berufliche Aufgabenbereich deckt folgende Tätigkeiten ab: Hausmeister, Putzkraft, Hausbote, Kopiermaschine-Bediener, Pausenaufsicht und Erste-Hilfe-Sanitäter bei aufgeschürften Knien, Erbrechen oder Fieber oder Psychologe im Falle schlechter Noten. Der wichtigste Job jedoch: master of the keys. Beispiel: Wehe dem, der zu spät kommt. Das Schultor wird um acht Uhr fünf bzw. um 8 Uhr dreißig abgeschlossen. Und der bidello oder bidella lässt niemanden herein. Jedenfalls nicht bis zur nächsten Stunde.
In grossen Schuleinrichtungen gibt es pro Stockwerk und/oder Korridor einen bidello/eine bidella mit eigenem Schreibtisch. In der neuen Mittelschule habe ich bisher vier Stück gezählt. Auf der Hitliste der Schule meiner Töchter stand auf Platz Nummer Eins ein attraktiver Sizilianer, der leider letztes Jahr in Rente ging und sich auf seine Heimatinsel zurückzog. Ihr könnt euch die Gemütslage der mamme vorstellen, nun wo der nett ansuzehende Gaetano eben nicht mehr um 16.20 die Schule öffnet, damit die Kinderchen nach Hause kommen.
Der bidello Nico an der Grundschule meines Sohnes bewohnte die zur Schule gehörende Hausmeisterwohnung, hielt im Schulgarten zwei Rottweiler, verkleidete sich im Dezember als Nikolaus und spielte fabelhaft Saxophon und untermalte somit die Schulkonzerte.
Inzwischen gehen die mittlere Tochter und der Sohnemann auf Oberschulen nach Monza. Bei der Tochter wird an der Schule Papier gespart und die bidelli lesen Rundschreiben und Mitteilungen vor. In der Hoffnung, dass die Schüler zu Hause alles berichten werden… Die Schule des Sohnes zählt etwa 1200 Schülern, ein Gebäude mit vier Etagen. Hach, ich habe eine kleine Weihnachtstextaufgabe für Euch: wieviele bidelli arbeiten, pro Schüler und Stockwerk, an der Schule meines Sohnes? Bitte diese Zahl summieren mit der Quantität an bidelli an der Schule der Tochter: ca. 800 Schüler, eingepfercht in einem dreistöckigem palazzo aus dem 17. Jahrhundert. Viel Sapss und lasst mich eure Ergebnisse wissen!
Bei uns tragen die bidelli keine Kittelschürze, sondern Alltagsklamotten. Aber ich sorge in jeder Schule für ein gutes Verhältnis mit ihnen. Sie bedienen nämlich auch die Kopierer und führen einen schon mal persönlich zu einem gesuchten Zimmer, was gerade in Schulen mit 4 Stockwerken ganz nützlich sein kann. 😉
Ciao! Stimmt, was du sagst. Mir fällt ein, wie ich die Anwesenheit der bidelli schätze, wenn zum Beispiel bei Elternsprechtagen, die Schule überrannt wird und die Eltern sich stets verlaufen. Gruß zurück aus dem nebligen Norden
Ist doch eine sehr soziales System. Man spart Papier und beschäftigt eine Person. Damit komme ich auf die Summe 1. Viele Grüße zu dir und deiner Familie aus dem tief verschneitem Gebirge.
Ich danke dir für die Antwort! „eins“ ist schon mal ein guter Ansatz. Gruß zurück aus dem auf Schneefall wartenden Norditalien – heute früh fuhren schon die ersten ‚Salzstreuer‘.
Noch bevor ich den Text las, kam mir der alte deutsche Ausdruck „Büttel“ in den Sinn. So unrecht hatte ich gar nicht.
Aber im rechnen bin ich schwach 🙂
LG Erich
Hallo! Danke für den Kommentar! Stimmt, es würde sich dann um einen Schulbüttel halten. Liebe Grüße