Lyrimo 11/21: impulse nummer 17, 20 und 21

Zum 17. November lautete die Aufgabe: „Medientransfer Bild“: schaut mal hier vorbei!

Erinnere dein erstes Fahrrad!

Meins war ein selbstlackiertes Pferd

Ich hatte gelbe Phantasie

Meins konnte sprechen deins auch?

Kann ein Rad mehr als tragen?

Vielleicht fliegen?

In den Drahteselhimmel

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der heutige Impuls ist ein sogenanntes Cento oder auch Erasure- oder auch Flickgedicht:

Das Dunkle weht

Wohl still steht noch Haus und

Dach

Kennst du den Berg

den Steg die Höhlen

Fels und Flut?

Kennst du unseren Weg?

Es stürzt der Himmel und seine Wolken.

Lass uns ziehn!

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Zum Abschluss noch ein Text zum Impuls ’small talk

guten hedu what wie

küsschen küsschen

schön bestens klar

hi nanu na ja

wann ach so und

als wenn vielleicht

ob

ja gerne doch neinnein

aber schon erst doch

egal ist nicht gleich sondern

prima du mir auch

und dir und auch Ihnen

bis ciao dann

hugs

jedoch

im Grunde beschissen

ehrlich gesagt

#lyrimo november 2020, zum 26. impuls

es hiess ein „eraser-gedicht“ zu schreiben: https://lyrimo.wordpress.com/2020/11/25/erasure-schiller-30-tage-30-gedichte-26/

Drei Tage Zeit

will ich dir schenken

Schwester

so bleib damit

ich und du

freudig das eigene Leben vereinen

und in den Armen liegen

und weinen vor Freude

frapalymo, deutsch-italiano, impuls vier

eine intensive, schwierige, zeitaufwendige aufgabe – und so faszinierend

heute bei frau paulchens lyrikwoche https://paulchenbloggt.de/2019/02/04/frapalywo-geborgte-worte-impuls-fuer-tag-4/

wir schreiben ein erasure- gedicht:„schreibt ein erasure gedicht: streicht also all das weg, das ihr nicht nutzen wollt bzw. behaltet nur die wörter, die ihr haben wollt und verändert dabei nicht die reihenfolge. material für euren text ist das gedicht „erklär mir, liebe“ von ingeborg bachmann.

per oggi un compito intenso, difficile e che richiede un bel po‘ di tempo. ma è molto affascinante. si scrive una cosiddetta ‚poesia erasure‘: viene cancellato tutto ciò che non si vuole utilizzare, vuol dire di tenere solo le parole che si vogliano avere per il proprio testo – non variando la sequenza originale. il materiale si basa su un’opera di ingeborg bachmann. presso seguente link ho trovato la versione in lingua tedesca ed italiana.

 

Spiegami, Amore

Lieve il tuo cappello si leva, saluta, fluttua nel vento,

il tuo capo scoperto ha incantato le nuvole,

il tuo cuore ha da fare altrove,

la tua bocca s’annette  nuovi idiomi,

l’erba tremolina si propaga nei campi,

Di aster, soffiando, l’estate attizza e spegne il fuoco,

e tu sollevi il volto accecato dai fiocchi,

ridi e piangi e a causa tua soccombi,

cos’altro mai può accaderti –

 

Spiegami, Amore!

 

Il pavone, in solenne stupore, fa la ruota,

la colomba rialza il suo bavero di penne,

satura del tubare, si distende l’aria,

grida il maschio dell’anatra, di miele selvatico s’impregna tutto il paese, anche nel parco ben disposto ogni aiuola ha cinto

una polvere d’oro.

 

Rosso si fa il pesce, supera il banco

e si tuffa tra grotte nel letto di coralli.

Su musica di sabbia argentea timido danza lo scorpione,

da lungi il coleottero fiuta la maestosa;

avessi questo suo senso, sentirei anch’io

sotto la sua corazza il bagliore di ali

e m’incamminerei verso il lontano cespuglio di fragole!

Spiegami, Amore!

 

L’acqua sa parlare,

l’onda prende l’onda per mano,

nella vigna s’ingrossa l’uva, si spacca e cade.

E quanto priva di malizia la chiocciola lascia la sua casa!

 

Una pietra sa come ammorbidirne un’altra!

 

Spiegami, Amore, ciò che non so spiegare:

dovrei passare questo breve orribile tempo

soltanto con pensieri e, caso isolato,

non conoscere amore né far nulla che amore sia?

Si è costretti a pensare? Non si avverte la mancanza di chi pensa?

 

Tu dici: un altro spirito conta su di lui.

Non spiegarmi nulla. Vedo la salamandra

attraversare ogni fuoco.

Non un fremito la scuote e nulla le dà dolore.

(Traduzione di Anna Maria Curci)

 

Erklär mir, Liebe

Dein Hut lüftet sich leis, grüßt, schwebt im Wind,

dein unbedeckter Kopf hat’s Wolken angetan,

dein Herz hat anderswo zu tun,

dein Mund verleibt sich neue Sprachen ein,

das Zittergras im Land nimmt überhand,

Sternblumen bläst der Sommer an und aus,

von Flocken blind erhebst du dein Gesicht,

du lachst und weinst und gehst an dir zugrund,

was soll dir noch geschehen –

 

Erklär mir, Liebe!

 

Der Pfau, in feierlichem Staunen, schlägt sein Rad,

die Taube schlägt den Federkragen hoch,

vom Gurren überfüllt, dehnt sich die Luft,

der Entrich schreit, vom wilden Honig nimmt

das ganze Land, auch im gesetzten Park

hat jedes Beet ein goldner Staub umsäumt.

 

Der Fisch errötet, überholt den Schwarm

und stürzt durch Grotten ins Korallenbett.

Zur Silbersandmusik tanzt scheu der Skorpion.

Der Käfer riecht die Herrlichste von weit;

hätt ich nur seinen Sinn, ich fühlte auch,

daß Flügel unter ihrem Panzer schimmern,

und nähm den Weg zum fernen Erdbeerstrauch!

 

Erklär mir, Liebe!

 

Wasser weiß zu reden,

die Welle nimmt die Welle an der Hand,

im Weinberg schwillt die Traube, springt und fällt.

So arglos tritt die Schnecke aus dem Haus!

 

Ein Stein weiß einen andern zu erweichen!

 

Erklär mir, Liebe, was ich nicht erklären kann:

sollt ich die kurze schauerliche Zeit

nur mit Gedanken Umgang haben und allein

nichts Liebes kennen und nichts Liebes tun?

Muß einer denken? Wird er nicht vermißt?

 

Du sagst: es zählt ein andrer Geist auf ihn …

Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander

durch jedes Feuer gehen.

Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.

 

Ingeborg Bachmann

 

Hier nun meine beiden Werke, sie weichen aus sprachlich-grammatikalischen Gründen leicht voneinander ab.

leis im Wind Wolken

das Zittergras bläst Flocken

du lachst mir Luft von weit zu

im weinberg

du sagst

erklär mir nichts

 

lieve nel vento le nuvole

l’erba tremolina soffiando fuoco

e tu ridi

l’aria sa parlare

nella vigna

tu dici non spiegarmi nulla

frapalymo november ’17, zehnter beitrag

„schreibt ein erasure/blackout gedicht zu goethes abendsonne“. so lautete die aufgabe für heute.

aus dem vorgegebenen text (das gedicht ‚abendsonne‘ von goethe) werden all die wörter entfernt, die man  nicht haben möchte und es werden nur die stehen gelassen, die für den neuen text passend sind.  weder die reihenfolge der wörter noch  die wörter selbst werden verändert. goethes gedicht könnt ihr auch bei sophie paulchen nachlesen.

 

Abend

Betrachtet die grünumgebenen Hütten!

Der Tag ist überlebt.

Dort Leben

und

stille Welt

Der wilde Berg

das Meer

scheint

wegzusinken

Ich eile fort

vor mir die Nacht

ein schöner Traum

wenn der Adler

schwebt über Flächen

 

(frei nach Johann Wolfgang von Goethe)

 

liebe leser und mitschreiber,

am wochenende werde ich offline sein, versuchen, die impulse nachzuholen. wir lesen uns am Montag wieder.