Bei Stachelvieh werde ich doch gerne mal wieder kreativ!
Auch du hörst das Birkenlaub fallen?
Und im Teichrohr vielleicht noch
ein Sänger sitzt?
Unsere Tränen
ohne Groll
Gebete für euch
Bei Stachelvieh werde ich doch gerne mal wieder kreativ!
Auch du hörst das Birkenlaub fallen?
Und im Teichrohr vielleicht noch
ein Sänger sitzt?
Unsere Tränen
ohne Groll
Gebete für euch
hier meine zwei Werke zu den Aufgaben:“erst Gestern noch“ und „auf der Fensterbank“ bei Dagmars lyrimo
konstante:
im
gestern noch
kniestrümpfe und einen hund an der leine
meergesalzene ferientage
grünes gras und leichte sonne
und die poetische vorliebe für die kleinen schönigkeiten
im heute jetzt
lochmuster
und die poetische freude an den kleinen schönigkeiten
——
auf der fensterbank liegen
nebeneinander der ausblick in den neuen tag, das blau für den abend
es ist noch warm
die petersilie sprießt
vielleicht kommt wieder die hyazinthe
auf der fensterbank
liegen staub, kalkspuren, tote insekten
Weisst du noch?
Zum Geburtstagskaffee
gefilterte Erinnerungen
fürs Enkelkind
Nachkriegsfotografien mit etwas Color.
Staunst du?
Siehst du
die Großmutter? Sie trägt Pelzjäckchen und Schleifen im Haar
und keine Krankheitsflecken
Das ist mein Beitrag zum lyrimo-impuls nummer drei „schwarz weiß und ein kleiner Klecks“
Gerne bin ich wieder dabei beim lyrimo.
Raubvögel
über den
rosa Wiesennebel rufend
im Fluss des Fliegens
hinweg
heute gab es den letzten impuls bei Dagmar alias Traumspruch, Organisatorin vom lyrimo. https://lyrimo.wordpress.com/2020/11/29/kaffeesatz-30-tage-30-gedichte-30/
Frühstücks
oder nachmittags
bleibt
auf dem Tassengrund
ein sandiger, bittersüsser Rest.
Die Zukunft steht darin,
sagt man,
im Kaffeesatz.
Bei näherer Betrachtung
wirkt er wie eine klobige Wanderdüne
Ich werfe weder einen Blick hinein
noch nach vorne
sondern schütte ihn in den
Bioabfall
und setze lieber eine zweite Moka auf
oder einen Tee – und warte ab.
hier der heutige impuls: https://lyrimo.wordpress.com/2020/11/27/netzwerken-30-tage-30-gedichte-28/
Anleitung
Maschen formen
mit Menschen
und wie ein ein Netz über sich stülpen
ein pull over
aus
menschlicher Wärme für die schweren Tage
es hiess ein „eraser-gedicht“ zu schreiben: https://lyrimo.wordpress.com/2020/11/25/erasure-schiller-30-tage-30-gedichte-26/
Drei Tage Zeit
will ich dir schenken
Schwester
so bleib damit
ich und du
freudig das eigene Leben vereinen
und in den Armen liegen
und weinen vor Freude
just im herbst
tag für tag
dicht an dicht
wort nach wort
erst blatt dann blog
tag für tag
mond stern nacht
dann licht – neu
kurz raus, vor dem Haus
auf dem feld
ein baum, ganz bunt
ein blatt fällt, in der Luft fliegt es hoch, weg
und wird bild
aus bild wird wort
dicht an dicht
es ging sehr -einsilbig- zu bei https://lyrimo.wordpress.com/2020/11/19/einsilbig-30-tage-30-gedichte-20/
Das Licht will weiterziehen und wiederkommen
Ein Sonnenschimmer steht noch schief
Seine Farben gelbrot leicht verschwommen
Das Licht will weiterziehen und wiederkommen
Dem Tag‘ habe ich das Leben entnommen
Am Horizont ruht im Schatten das Alpenmassiv
Das Licht will weiterziehen und wiederkommen
Am neuen Tag werd‘ ich atmen, ganz tief
Mein heutiges Werk zu einer interessanten, und für mich ganz neuen, Aufgabe: ein Triolett schreiben. Hier bitte mehr nachlesen!
Es soll Leute geben, die schreiben an einem Corona-Tagebuch. Ich schreibe ja auch gerne mal, aber tagtäglich sein Befinden, Erlebtes, Gedachtes oder all die Zahlen und Statistiken und politischen Ereignisse, die Kungebungen und Krawalle zu notieren, das wäre mir zu viel. So manches Detail darf vergessen werden, meine ich. Auf der anderen Seite nehme ich gerne Worte zu Hilfe, um zu berichten, was mit mir und um mich passiert: sich die eigene Journalistin sein. Zu Beginn des Monats November bot der lyrimo (s. Schlagwort-Wolke) an, die Dichterei (wieder)aufzunehmen. Oh ja, herzlich gerne! Bei Twitter habe ich erst vorvorgestern den Hashtag ‚Lockdownlyrik‘ entdeckt; nette Idee, dachte ich. Da steht jedoch ziemlich wenig drunter und ausserdem, meine Worte, die hinaus wollen, sind zu zahlreich, um sie ’nur‘ als Lyrik zu verpacken.
Ein Impuls beim lyrimo hiess „hinter dem Fenster wartet“. Und was kam mir spontan in den Sinn? „Hinter dem Fenster wartet die Ausgangssperre“, dachte ich mir. Ja, man lebt hier wieder in der zona rossa, ja, die Bewegungsfreiheit ist wieder eingeschränkt. Kein Schwiegervatertreffen in der Nachbarregion. Ein Deutschlandbesuchsversuch wurde verschoben. Das Viereck Mailand-Varese-Como-Monza gleicht Bergamo. In meinem Wohnort mit etwas mehr als 20.000 Einwohnern, zählte man vergangenem Mittwoch 502 positiv Getestete. Dazu viele Menschen, die nicht mehr leben. Der Gedanke, dass auch der eigene Mann… aber er ist daheim und erholt sich. Unsere eigene Covid-story wurde in der Samstagsausgabe der Lokalzeitung abgedruckt. Man muss darüber sprechen. Die ’negazionisti‘ passen mir absolut nicht in den Kram…Puh!
Resilienz ist ein Wort, dessen Bedeutung mir im Moment sehr wichtig ist. Darin übe ich mich gerade. Denn ich merke deutlich, dass ich auf empfindliche Weise zu empfindsam für diese Welt bin. Dennoch muss ich hier noch eine Weile aushalten.
Jeden Morgen entschlüpfe ich einer recht langen Nacht, denn niemand von uns muss früh raus. Jeder hat sein Pensum an Schule, Studium, Arbeit, jeder hat seine Freizeitaktivitäten. Der Supermarktbesuch wird zum Highlight. Manchmal ist es fast idyllisch hier: die PC summen vormittags (um elf Uhr macht das Gymnasium die Grosse Pause) und nachmittags; mittags und abends gemeinsame Mahlzeiten, je nach Gusto in kleineren Gruppen aufgeteilt Flucht in Fernsehserien oder Anime. Unterhaltsame Whatsappgruppen mit den besten Freundinnen zur Ablenkung. Ein lieber Extragruss an die Schreibweiber (s. Schlagwort-Wolke). Jeden Tag heulen hier Krankenwagensirenen. Jeden Abend gehe ich schlafen und fühle mich ‚tagesmüdekalt‘.
Noch stehe ich. Ja, das mag aufreisserisch klingen, aber die Lage in Italien ist wieder sehr dramatisch. Ich pass auf mich auf. Ich bewege mich, wenn ich Zeit habe. Ich war am Wochenende draussen, zum Spaziergang, auf den Wegen, die im Bereich des Erlaubten liegen. Hinterm Haus habe ich, eingeklemmt zwischen anderen Häusern und Einkaufszentrum mit Tankstelle und kleinen Industrien neben der Ausfallstrasse, ein paar Felder, Wiesen, Bäume und einen Rad- und Fussgängerweg. Ist das Wetter klar, sieht man die Alpen. Es liegt schon Schnee auf manchen Gipfeln. Der Spaziergang verjagt den Schwindel, der sich im Nacken fest gesetzt hat, ich schüttle mir die Schultern frei, simple Muskelverspannungen, weil zuviel vorm Handy oder Computer.
Ich nehme die kleine Tochter mit. Sie muss an die frische Luft, sage ich. Ich predige was von Kreislauf und so. Ich frage, wie es ihr geht, aber sie trägt Stöpsel mit ihrer Musik im Ohr. Zuckt nur mit den Schultern. Wir gehen schweigend. Die Pandemie scheint normal geworden zu sein. Am Tag davor ging ich den gleichen Weg mit dem Sohn, er vertraut sich mir an, sagt, dass die Eine, die ihm gefiele, mit dem Freund Schluss gemacht hätte. Er habe Hoffnung. Und wenn ich den Weg mit der anderen Tochter mache, wird es sehr gesprächig, sie braucht Trost, sie leidet an Verlusten: die Schule ist zu, die Theater-AG ist zu, die Klettergruppe auch, die Freundinnen sind unerreichbar.
So marschiere ich also mit meinen Körper durch die kleine Draussenwelt und meine Augen sehen der prachtvollen ‚foliage‘ zu, sammeln Bilder und das Hirn zählt Gänseblumen (im November?), vier riesige Pilze unter der Birke, einen verlassenen Abfallsack, eine verloren gegangene, zerknautschte Maske, zwei gelbe und einen weissen Schmetterling auf Blumen, deren Namen ich nicht kenne, drei Fussgänger und sechs Radfahrer, eine neue Baustelle, drei falsch geparkte Autos.
Die Luft ist frisch, unter den Bäumen ein bisschen modrig, aber auch das ist angenehm. Das Feld ist leer geerntet, doch weiter hinten, abseits der Traktorspuren ein paar Büschel, grün, als ob es Frühling sei. Im Oktober weidete hier eine grosse Schafs- und Ziegenherde. Die Ziegen waren auf die Bäume geklettert. Da sah ulkig aus.
Im Zuhause fiel mir ein, dass ich Kerzen suchen sollte, da heute im Raum Mailand der erste Advent ist. Sechs Wochen bis Weihnachten. Die kleine Tochter freut sich, die mittlere Tochter hat Vanillekipferl vorbestellt.
Dann ist Montag geworden. Doppelten Milchkaffee. Der frühe Acht-Uhr-Schüler war schon online.
Pian pianino. Schön langsam. Murmele ich. Neues Mantra mit dem ich durch den Alltag drifte.