im april waren meine familie und ich in den abruzzen unterwegs gewesen. erst jetzt, in der sommerpause, komme ich dazu, euch etwas über diese fahrt zu berichten, denn ich muss ziemlich weit ausholen:
wir sind nicht einfach nur so aus spaß losgefahren. mit von partie war meine schwiegermutter, die vergangenen winter achtzig jahre alt geworden ist und wir schenkten ihr eine reise in ihre heimat.
mein mann hat einen suv, so gibt’s ausreichend platz für sechs personen (drei kids im alter von zehn, dreizehn und siebzehn, zwei mitvierziger, und eben die ‚nonna‚, sprich ‚oma‘) und deren gepäck. in der vorsaison war es auch nicht kompliziert, eine passende ferienwohnung zu finden. perfekte vorbedingungen, also.
meine schwiermutter, ihr name ist franca, verstand die welt nicht mehr, als sie von dem geschenk erfuhr. ich denke, grund ihrer unendlichen freude war auch die tatsache, dass sie ihren ehemann zu hause lassen durfte!
ich kann mich glücklich schätzen, denn ich kenne franca seit fast dreissig jahren und wir hatten nie grössere zwistigkeiten. diese ganzen horrorgeschichten, die sich um schwiegermütter drehen, kenne ich nicht. sonst wäre diese reise auch nie zustande gekommen! ihr leser könnt euch franca als eine gelungene mischung aus ‚mamma‚ und ‚signora‚ vorstellen: eine liebevolle, grossherzige dame, die noch im hohen alter und trotz vieler gesundheitlicher einschränkungen sehr viel wert auf sich legt. in meiner rolle als schwiegertochter musste ich nur darauf achten, dass franca ihre handtasche, in der sie lippenstift und smartphone hütet, und ihre krücken stets in der nähe hatte und ihre vielen, vielen Pillen, die sie schlucken musste, rechtzeitig einnahm.
ein regisseur hätte hier stoff für einen romantisch-nostalgischen familienfilm gefunden: es ging nicht nur um die fahrt an sich, es ging um erinnerungen, um die wichtigkeit von kindheit und vergangenheit, um das zusammenspiel zwischen den enkeln und der grossmuter, um die herkunftsgeschichte meines mannes und seiner beziehung zur mutter und auch um den platz, den ich in francas geschichte einnehme.
hier meine fotostrecke:
von uns aus sind es in die abruzzen 560 kilometer. in modena legten wir unsere mittagspause ein. geboren wurde meine schwiegermutter in teramo, aber da ihr vater in modena arbeitete, verbrachte sie dort bis kurz vor dem kriegsende ihre kindheit. nach dem krieg, das haus wurde zerbombt, zog die famiglia toscani nach torino um, wo verwandte lebten, die hilfe angeboten hatte.
kleiner stadtrundgang durch modena:

das wahrzeichen modenas: la ghirlandina, der glockenturm des doms

kaffeepause

ein weiteres wahrzeichen der stadt ist die accademia militare
während den jahren in modena und solange der vater noch lebte, verbrachte franca die sommermonate in den abruzzen, denn dort stand noch ein haus aus familienbesitz.
unser ferienappartement befand sich in Montesilvano; netter und typischer badeort an der adria. zwei wichtige ausflugsziele standen auf dem programm: pescara und città sant’angelo.
in pescara erkannte franca nichts mehr, auch die hauptgeschäftsstrasse mit dem sogenannten ‚wohnzimmer-platz‘ (piazza salotto), wo sie, ihre mutter und ihre schwester zu flanieren pflegten, blieb eine enttäuschung. aber sie war stolz darauf, diese fußgängerbrücke erklommen zu haben:

‚il ponte‘ von pescara

am strand
città sant’angelo kannte meine schwiegermutter nicht. das ist eine kleinstadt, die oberhalb montesilvanos liegt und zu den schönsten städten italiens zählt. ein besuch und ein spaziergang durch die pittoreske altstadt lohnen sich. das panorama (meer und berge) ist atemberaubend und man kann verstehen, was den wahren zauber dieser region ausmacht. die wilde bergwelt ist so nah, dass das meer nur zur hintergrundskulisse mutiert.
lasst die bilder auf euch wirken!





in einem reisebericht dürfen hinweise auf die küche nicht fehlen:

nach einem langen urlaubstag belohnen wir uns mit einer lokalen spezialitaet: gli arrosticini aus schafsfleisch.
und hier ein bild unserer reisegesellschaft:

von links nach rechts: fede, ulbarb, cate,alex, betz und die nonna
die italiener haben diesen herrlichen ausdruck „una botta di vita“ , wortwörtlich übertragen wäre das ein ‚lebensknall‘, sozusagen eine extraportion leben. ja, manchmal braucht man das.
bei teil zwei könnt ihr uns weiterlesen, danke!