ich schneide heute sehr persönliche themen an, glaube und religion, denn ich möchte euch eine begebenheit erzählen, die mich sehr bewegt hat und die auch heute noch starke, positive emotionen auslöst. mir geht das herz auf. ich bin mir sicher, dass man an wunder glauben darf.
am sonntag, den 18. oktober 2015, wurden zélie und louis martin, die eltern der heiligen therese von lisieux, ebenfalls heilig gesprochen. tiefe freude erfüllte mich, als ich diese nachricht während des gottesdienstes erfuhr.(es sind die ersten eheleute, die kanonisiert wurden)
man schreibt dem ehepaar die wissenschaftlich nicht erklärbare heilung zweier kinder, eins aus italien und das andere aus spanien stammend, zu. ich kenne das italienische kind nicht persönlich, aber der junge und seine familie leben ganz in der nähe, ihre geschichte ging bzw. geht durch die (lokal)presse; ich kenne aber eine person, die das wunder miterlebt hatte. so ist es wohl meine rührung nachvollziehbar.
meine leser wissen, dass ich mutter bin.
alle drei kinder sind in monza, im ‚Alten Krankenhaus‘, auf die welt gekommen: ein antiker gebäudekomplex, in dessen abteilungen, die zeit stehen geblieben zu sein scheint. einfache, lieblose möbel, wartesäle und behandlungs- und krankenzimmer. um so herzlicher und einfühlsamer war das personal der entbindungsstation und die moderne und auf jede einzelne frau und ihre bedürfnisse abgestimmte ‚geburtsphilosophie‘ war mehr als überzeugend, um nicht in eine der neueren kliniken in mailand zu gehen. ich hatte sogar das grosse glück, bei allen drei geburten von derselben, ‚meiner‘, hebamme giovanna begleitet zu werden. kaum waren die babies auf der welt, beteten mein mann, ich und giovanna gemeinsam zu allererst das Ave Maria und das Vaterunser. dann konnte die übliche krankenhausroutine weitergehen.
so kam es, dass giovanna und ich uns befreundeten und uns gelegentlich trafen. eines nachmittags gingen wir kaffee trinken und sie berichtete mir von einer geburt und einer un-glaublichen geschichte. giovanna hatte sich ende mai 2002 bereit erklärt, einer ihrer bekannten bei der entbindung ihres fünften kindes zur seite zu stehen. diese sei, wie die schwangerschaft, normal, sprich physiologisch, verlaufen; doch der neugeborene pietro, wie sehr schnell festgestellt wurde, kam mit schwerster ateminsuffizienz auf die welt und seine überlebenschancen waren sehr gering. die eltern, praktizierende katholiken, waren schockiert, aber nicht ohne hoffnung.
im krankenhaus entschied man, anfangs juni eine lungenbiopsie vorzunehmen, um zu verstehen, ob es sich um eine infektion oder eine erblich bedingte schädigung handele; dieser eingriff sollte es den mediziner ermöglichen, die beste behanldungsmethode finden zu können. die eltern wollten vor der biopsie, ein für den kleinen gefährlicher eingriff, das kind taufen lassen.
die taufe wurde für den 3. juni 2002 geplant; der junge schwebte nach wie vor in lebensgefahr. der von den eltern verständigte pater, spiritueller begleiter der familie und angehöriger des Unbeschuhten Karmeliten-ordens in monza, schlug vor, die gebete direkt an die eltern der heiligen therese von lisieux zu wenden und sie um fürsprache zu bitten. jene hatten zu lebzeiten viel leid erfahren müssen. vier ihrer neun kinder erreichten nicht das erwachenenalter. doch das gottvertrauen verloren zélie und louis nie.
in der kichengemeinde in monza bildeten sich darufhin spontan gebetsgruppen.
die histologischen befunde waren niederschmetternd. im krankenhaus wurde überlegt, die lebenserhaltenden massnahmen einzustellen. die familie und deren freunde und bekannte hofften und beteten weiterhin.
ende juni: klinisch geht es dem neugeborenen weiterhin sehr schlecht, jedoch hatte der kleine pietro sich etwas stabilisiert und die sauerstoffzufuhr wurde von 100 % auf 70 % reduziert. eine krankenschwester soll als erste bemerkt haben, dass der junge versuche, alleine zu atmen und tatsächlich ging es pietro langsam immer besser und er konnte ende juli geheilt nach hause entlassen werden. die histologischen befunde waren negativ. die mediziner haben keine begründung. heute ist pietro, seit seinem dritten lebensjahr taub, 13 jahre alt.
giovanna erzählte mir an jenem tag alles, sie war ruhig, gelassen, fröhlich – und vollkommen überzeugt, dass es sich bei der genesung des kindes um ein wunder handeln würde. und nicht nur sie!
ich erfuhr nämlich einige zeit danach, dass giovanna, und auch andere beteiligte, als zeugin in den vatikan vorgeladen wurde, als es darum ging, die prozeduren für die seligprechung und die anerkennung des wunders einzuleiten.
am 19.10.2008 wurden zélie und louis martin selig gesprochen.
pietro traf papst franziskus vergangenes jahr in rom.