hach, der herbst ist da und der sommer archiviert.
eine der schönsten erinnerungen an diese zeit ist mein schwarzwaldausflug mit meinen beiden mädels: über schleichwege ins gutachtal, eine ausgiebige runde durch einen barfußpark (so was gib’t halt nicht in italien, weil die leute hier so schrecklich zimperlich sind , sprich schizzinosi) und dann noch zum titisee, dort baden gehen und schwimmbad-pommes essen.
und wie bin ich dorthin gekommen? mit meinem fiat.
wollen wir heute uralte vorurteile aus dem weg räumen:
ich fahre einen fiat punto und schon zu zeiten als ich ein kind war, kursierte folgender spruch: fiat gleich fehler in allen teilen.
nichts ist wahr. bei meinem auto handelt es sich um ein modell aus dem jahr 1999 und ich bin immer dort angekommen, wo ich hin wollte. ich hatte nie große probleme; ich bzw. mein wagen wird liebevoll von einem mechaniker gewartet und bisher flutschte er durch den tüv und die abgaskontrollen nur so durch. mein auto hat vier räder, drei türen, keine klimaanlage, ein herausnehmbares radio mit kasettendeck, das meine bänder aus den achtzigerjahren abspulen kann („kein BAP mehr, bitte, mamma!“), elektrische fensterheber und ein paar aufkleber. mein auto und ich sind ein eingefleischtes paar, das die bewältigung der alltagsstrecken (wohnhaus, schulen, arbeit, sportvereine, supermarkt) zackig schafft, aber wir sind auch nach sardinien, nach ligurien, nach deutschland und nach mailand gekommen. ich behaupte mal, dass ich eine recht gute autofahrerin bin, jedoch löst die aufgabe ’nach mailand reinfahren‘ panik aus. gott sei dank gibt es diese neumodischen umweltzonen und der punto und ich dürfen altersbedingt da nicht mehr rein- bzw. durchfahren.
nach deutschland fahren ist ein klacks! ich brauche aufgepumpte reifen, proviant, gute musik („jetzt reicht’s aber mit mike oldfield, mamma, echt!“), verkehrsapps auf dem handy, geduld und etwa sechs stunden. die kids müssen sich nur an eine einzige regel halten („klappe zu, okay!?!“). ich bin wohl so eine art mischung aus abenteuerlustig und naiv (oder lebensmüde?), denn auch diesen sommer fuhr ich mit den kids hoch. mit voll beladenen kofferraum komme ich mit einer durchschnittsgeschwindigkeit von 60 km/h die straße zum gotthardtunnel hoch. den san bernardino nehme ich nur als ausweichstrecke, falls es stau am gotthard gibt (bin ich eventuell sogar der grund?) und dann auch nur auf der nord-süd-achse. sonst wird es kritisch…
ich brauch‘ auch keinen navi mehr, nach jahrelangem pendeln ist der zu einer art dekorationsgegenstand geworden. und wenn ich dann nach schaffhausen die a81 hochfahre, bin ich sowieso ‚dahoim‘.
zu meinem punto, mein erstes auto übrigens, kam ich, als ich mitte dreißig war und schon in italien lebte. d.h. ich habe zwar einen deutschen rosa lappen, fahre aber auf italienische art und weise.
und so räumen wir doch gleich mal vorurteil nr. 2 aus dem weg:
italiener sind keine schlechten oder chaotischen autofahrer. sie sind einfallsreich, dreist, flink und äusserst phantasiebegabt.
hier ein kleines beispiel: so sah es anfang diesen jahres an einem verregneten samstagmorgen auf dem schulhof meines sohnes aus. genial, oder?!?

man kann die italiani mit spitzbuben à la tom sawyer vergleichen, die aus spaß an der freude versuchen, regeln zu umgehen bzw. zu überschreiten. sie fahren schnell und wendig und ich als ‚auswärtige‘ muss halt einfach mitmachen, ein stoßgebet sprechen – augen zu und durch- und fein kontrollieren, dass hupe, fern – bzw. abblendlicht und warnblinker fehlerfrei funktionieren.
ach ja, und am besten nicht als radfahrer, kinderwagenpassagier oder fussgänger am verkehr teilnehmen. risiko pur. wäre ich verkehrsministerin, würde ich alle zebrastreifen knallbunt anmalen, flutlichter aufstellen und den bürgern gratis nagelsperren verteilen; diese könnten sie dann beim überqueren der strasse links und rechts neben sich auswerfen und die gefahr, gnadenlos überfahren zu werden, wäre gebannt.
(ich brauche keine nagelsperre, ich habe einen zwei meter großen gentleman als mann. sind wir 5 zusammen unterwegs, wirft sich dieser, tapfer und mit den armen rudernd, auf die strasse und lotst uns von einer strassenseite zur anderen.)
die zwei hindernisse, um hier als autofahrerin glücklich zu werden, bestehen in der kriminalität und – dieses ewige herumgehupe!!!
punkt eins: mir ist der punto zweimal aufgebrochen worden und ich wurde an einem samstagnachmittag, kurz vor weihnachten, in der tiefgarage eines supermarktes beim verladen von baby und diversen einkaufstüten ausgeraubt: handtasche und mehr als 70 euro einkauf weg!
punkt zwei: tagtäglich werde ich, weil ich versuche, mich an die stvo zu halten, gedrängelt oder ausgelacht, ähem, ausgehupt. am liebsten würde ich mitten auf der strasse anhalten, aussteigen und den hintermann zur schnecke machen. einmal habe ich das getan: ich war relativ neu in dem dorf, in dem ich jetzt wohne, hatte meine drei dabei und hielt an einem stop-schild an, um in eine stark befahrene durchgangsstrasse einzubiegen. und schon ging die huperei los! ich traute meinen augen nicht, denn im rückspiegel erblickte ich einen krankenwagen (ohne blaulicht) und einen wild herumfuchtelnden fahrer. ich zog die handbremse, stieg aus, plusterte mich auf und schimpfte los: „was bilden sie sich denn ein, soll ich wegen ihnen hier einen unfall bauen, mit kleinen kindern, schön dramatisch, damit sie uns dann vom asphalt kratzen und ins krankenhaus bringen können?! seien sie doch froh, eine leerfahrt zu haben!“
hach, der herbst ist da und der winter kommt bestimmt.
ich wünsch mir viel schnee, denn dann will niemand hier autofahren und die strassen sind so unschuldig weiß! schließlich habe ich meine patente im febraur in schwäbisch-sibirien gemacht. euch werd‘ ich’s noch zeigen!