reisetipps und ein frapalymo-„haiku“

heute lautete die aufgabe, ein haiku, thema ‚zugvögel‘, zu schreiben. mir kamen die reiher in den sinn, die hier in italien in und entlang der reisfelder zu bewundern sind. lasst mich also zwei meiner blog-kategorien verbinden: reisetipps und gedichte.

mindestens einmal im jahr fahren wir in die provinz novara (piemonte), weil es dort immer am 1. november ein familientreffen gibt. wir fahren aber nicht in die bekannte gegend, die zum lago maggiore gehört, sondern in das reisanbaugebiet  um vercelli. ich liebe es, die landschaft zu betrachten. diese ist einfach nur platt; durchzogen von engen, kurvigen landstrassen, die alte und noch unverfälscht ‚typisch italienische‘ ortschaften verbinden und natürlich zu den gigantischen reisfeldern führen; das ‚karierte meer‘  genannt. unter ‚mare a quadretti‘ findet ihr im internet wunderbare fotos. im frühling und sommer ist es hier herrlich grün und rotgold, aber stickig heiss und im herbst und winter ist es braun, leer, nebelig und eiskalt. gebadet wird in diesem meer bestimmt nicht, wenn, dann findet man abkühlung in den flüssen ticino und sesia oder im badeparadies ondaland. es gibt wenig wald, nur laubbäume, die die strassen und bewässerungskanäle säumen oder die zahlreichen, ziegelsteinrote gehöfte umgeben. bei guten wetter- und windverhältnissen baut sich im norden die fantastische bergkulisse der alpen auf.

sehenswert ist die geschichtsträchtige provinzhauptstadt novara. vercelli ist um einiges kleiner, hat einen, finde ich, gemütlich-pittoresken marktplatz mit einigen guten cafès und ist hüterin des geheimnisvollen ‚vercelli book‘. je kleiner die ortschaften werden, desto länger werden ihre namen und klingen in ‚ausländischen ohren‘  sehr bildhaft: villata, trecate, caresanablot, casalvolone, san nazzaro sesia. im zuletzt genannten ort befindet sich ein kleinods piemonts: die abtei „abbazia dei santi nazario e celso“. und zwischen san nazzaro und villata befindet sich die wallfahrtskirche zur „madonna della fontana“.

und, kommen wir nun endlich zu meinem haiku,  es gibt unzählige (wasser)vögel.

geerntet der reis 

im kanal steht gras und schlick

dort fliegt der reiher

 

p.s.: sollte sich einer meiner leser weder für kultur noch poesie interessieren, darf dieser gerne ein bisschen (window)shopping im outlet village vicolungo machen. es lohnt sich: ich konnte dieses jahr dort den bedarf an winterschuhen für die kinder decken.

speisekarte

auf den impuls „dialekt im text“ hin, entstand folgendes: ein paar heimische spezialitäten und piemontesische beilagen, garniert mit einem zungenbrecher aus milano.

 

Bei mir wird nicht nur Schwäbisch gschwätz und gekocht

tu che ti tachet i tac, tacum i tac

Auch wenn’s morgens Zwetschgagsälz gibt

Mi che tachet i tac, go de tacàtt a ti

 

tu che ti tachat i tac, tacum i tac!

Laugabrezla und Oierspätzle sind schon fein

Mi che tachet i tac, go de tacàtt a ti

Beim Italiener schmeckt’s mir aber au

 

Laugabrezla und Oierspätzle sind schon fein

che te tachet i tac io to tac

Beim Italiener schmeckt’s aber au

die Bagna càuda wartet schon im fojòt

 

che te tachet i tac io to tac

Auch wenn’s morgens Zwetschgagsälz gibt

die Bagna càuda wartet schon im fojòt

Tàchesi ti to tac

 

Auch wenn’s morgens Zwetschgagsälz gibt

die Bagna càuda wartet schon im fojòt

oder wollt ihr Panissa vercellese

Bei mir wird nicht nur Schwäbisch gschwätz und gekocht

 

ulbarb (fr)isst frische frösche

anfang märz:

IMG_4478

le langhe (rorero)

 

die 80er feier meines italienischen schwiegervaters fand in der region le langhe statt; neben dem chianti-tal und  franciacorta bei brescia wichtiges weinanbaugebiet.

 

wir gäste kamen in den genuss eines typisch piemontesischen (geburtstags-)menu.

antipasti: sardellenfilets mit lorbeersauce, mit brot oder grissini zu geniessen. kalter kalbsbraten mit thunfisch-mayonaise- sauce (vitell tonnè). feldsalat mit radicchio, stangensellerie, walnuss, gerste und kaninchenbraten-streifen. hartes ei mit raschiera-und blauschimmelkäse-sauce (uovo in camicia con fonduta).

es folgten drei primi zur auswahl: pasta mit fleischsauce, agnolotti mit butter und salbei, pasta mit enten-ragù.

IMG_4451

fritto misto piemontese

als hauptgericht konnte man wählen zwischen: zunge, wachteln. käseteller mit honig und balsamessig oder fritto misto.  das ist die regionale spezialität: es handelt sich um ‚gemischt frittiertes‘.  ich habe auch davon probiert und u.a. auch einen frosch gegessen. traditionsgemäss  wurden auch kalbsbries, innereien, bratwürste, kleine schnitzel, leber, griesskugeln, apfelscheiben, amaretti serviert und das besondere ist wohl wirklich diese seltsame kombination aus süss und salzig. und wie ihr seht: man nusste schnell zugreifen, der teller wurde abgeräumt!

eher eine grenzerfahrung, für mich jedenfalls.  ich ging gern zur nachspeise über: eine zabaione-mousse.

kein gutes essen endet ohne kaffe mit verdauungsschnaps. der beste digestiv war jedoch ein spätnachmittagspaziergang durch torino:

IMG_4486

piazza san carlo

 

 

IMG_4494

innenhof palazzo carignano

 

IMG_4490

palazzo carignano, erstes parlament italiens

IMG_4502

galleria subalpina

IMG_4513

palazzo reale; dahinter steht der dom, in dem die sindone, das grabtuch christi, aufbewahrt wird.

 

IMG_4506

eingangsbereich teatro regio, das turiner opernhaus

 

IMG_4514

blick auf die via roma

IMG_4521

piazza castello mit palazzo madama; im hintergrund die spitze der mole antonellianam symbol der stadt turin