Pandemai

Jetzt habe ich schon lange nichts mehr von mir berichtet. Wobei: Worte liegen mir immer parat, in der letzter Zeit hatten sie nur neue Formen ausprobiert; deswegen nahm ich auch beim ‚diesmaiigen‘ lyrimo nicht teil.

Was ist denn so passiert in dem real life, das sich hinter diesem blog abspielt?

Der Pandemai ist vorbei. Ein Monat mit Verbesserungen und Lockerungen – ein Monat, der so tut, als brächte er den Anfang vom Ende der Pandemie. Die Frage „who knows?“ schleicht sich trotzdem ein.

In Italien war gestern Feiertag. Genau vor einem Jahr waren wir das erste Mal, nach dem ersten Lockdown auf Familienausflug. So auch dieses Jahr. Ein weiterer Ausflug, nach einem weiteren Lockdown. Letztes Jahr ist die befreundete Familie nicht mit uns mit, aus Angst. Dieses Jahr haben wir uns mit ihr in Mailand getroffen und sassen dann noch bei ihnen am Abend auf eine Pizza und Ananastarte zusammen. In Milano waren wir touristisch unterwegs und besichtigten drei Kirchen:  San Bernardino alle Ossa, nicht weit vom Dom gelegen, mit seiner ‚Knochengruft‘, es folgte Santa Maria presso San Satiro mir ihrer sog. Scheinarchitektur und abschliessend di basilica di Sant’Eustorgio mit seinem interessanten Kirchturm und dem Reliquienschrein der Heiligen Drei Könige.

Der Pandemai, ich nehme jetzt einen Ausdruck, den eine Freundin benutzt hatte, war „menschengefüllt“: Ich war zu Muttertag in Deutschland gewesen, ich habe meine Eltern, meine Schwester und meine best friend gesehen. Ich darf seit einigen Wochen offline Einzelkurse geben; ja, unglaublich, ich fahre ab und an zu einem CEO einer wichtigen Firma und freitags nachmittags in meine ‚Stammsprachschule‘. Mein Yogazentrum hat wieder auf. Die Stunde funktioniert wie die Schulstunden meiner Töchter: ein Teil der Teilnehmer*innen sind zu Hause am PC, der andere Teil sitzt in Präsenz zusammen. Ich habe meine Freundinnen getroffen, im Cafè, zum Spaziergang und mit einer besuchte ich eine Aquarellausstellung. Und Freunde kamen sogar zu uns nach Hause: Fussball gucken und (immer wieder!) Pizza essen. Ach ja, fast vergessen – die Skateboardbahn ist auch wieder offen. die Kleinste und ich waren bei einem ‚girls skate contest‘ und einmal zum Training. Menschen, kleinportioniert, gehen problemlos. Der Stadtaufenthalt in Mailand hat gezeigt, dass ich gar nicht mehr an viele Menschenmassen gewohnt bin, ich kam zwar happy aber auch reizüberflutet nach Hause.

Viel Arbeit gab’s auch. Viel Arbeit im Haushalt. Immer sind wir alle 5 daheim.Trotz Arbeit Zeit für Auszeiten. Meine geliebte Wiese hinterm Haus. Ich besuche sie einmal in der Woche. Keine Pusteblumen mehr, aber eine Mohnblumenshow am Wegesrand und die Grillen zirpen schon. Ein- oder zweimal pro Jahr kommt eine riesige Schafs- und Ziegenherde vorbei. Die Wiese steht nun kurz. Unter Woche ist sie deutlich leerer geworden, die Wiese, denn die Leute haben, seitdem die kalten Monate weiter gezogen sind, mehr oder anderes zu tun; ich habe Farben und die Luft, die Vogelstimmen, den Wind für mich. Einen Kuckuck gibt es. Das finde ich ziemlich ungewöhnlich. Wir wohnen in einer Siedlung am Großstadtrand mit Industriegebiet und Autobahnanschluss. Und dann darfst du dem Kuckuck zuhören und nicht nur dem Stadtkrach! Lustig. Ich radle auch. Mit dem Sohn haben wir neue Wege entdeckt. Und es tut so gut, sich ausgepowert zu fühlen. Ich habe in den letzten Wochen einen starken Bewegungsdrang entwickelt. Hier am Ort haben wir nette Fuss- und Radwege, auf Italienisch ‚piste‘ genannt. Nie aber werde ich vergessen, dass die im Herbst an Covid erkrankte Tochte noch im Winter nach 20 Minuten Spaziergang auf eben diesen Wegen total ermattet war und nur noch nach Hause wollte.

Geimpft worden bin ich. Die erste Dosis. Kurz vor Pfingsten. Wenn du in Italien nicht in die Kirche gehtst, bekommst du gar nicht mir, das Pfingsten ist. Kein freier Montag, keine Schulferien. Aber das ist okay, denn Anfang Juni beginnen hier die Sommerferien. Vorgestern waren die Töchter sichtlich entspannert. Am hellichten Nachmittag keine Hausis, sondern ein nerdiger Film, selbstgemachtes Eis, Modelliertonspass auf dem Balkon.

Manchmal gibt/gab es auch Bauchschmerzmomente. Mails von der Klassenlehrerin der Tochter zum Beispiel. Uff, die Versetzung, nun ja, es wird wohl Anfang September Nachprüfungen geben, bevor wir wissen, wie es Mitte September weiter gehen wird. Ohren anlegen und durch und denken, „das Kind werden wir schaukeln- sind ja schon über einige Wellen geritten in letzter Zeit!“

6 Gedanken zu „Pandemai

  1. Schön, von dir wieder etwas zu hören. Ich war gestern in cinque terre wandern. Aber in den Bergen. In Vernazza bin ich dann in die Bahn gestiegen um nach Hause zu fahren. Vernazza war voll von Menschen wie vor der Pandemie. Liebe Grüße, Ernestus.

  2. Schön zu lesen, dass es bei euch jetzt entspannter zugeht. Auch wir haben schon verschiedentlich mit Freunden gegrillt und, dass man jetzt wieder seinen Kaffee in der Bar aus einer richtigen Tasse trinken kann, ist auch wunderbar. Es riecht nach Sommer. 🙂

  3. Hat sich deine coviderkrankte Tochter eigentlich gut erholt? Und war nicht auch der Mann ebenfalls daran erkrankt? Gratuliere zur Impfung. Bei mir wars am Pfingstmontag, von dem ich hier auch nichts mitbekommen habe, außer dass die Läden zu waren. Aber geimpft wurde dennoch. Zum Glück.

    Es klingt bunt bei dir und so, als hättest du die Zeit in D gebraucht, um Kraft zu schöpfen.

    Liebe Grüße aus der Schweiz :-*

    • Danke der Nachfrage. Ja, alle haben sich gut erholt. Und ja, es ist bunt und nicht mehr so eintönig. Mein Gemüt neigt im Moment eher zu einer Art Tristesse, das Leben ist aber zufrieden mit sich. Leider war ich in Deutschland nur kurz und bin eigentlich hoch gefahren, um Kraft zu spenden. Im Juli fahre ich wieder.

    • Danke der Nachfrage. Ja, alle
      haben sich gut erholt. Das Leben ist wirklich nicht mehr so eintönig. Manchmal kommt das Gemüt gar nicht mehr mit. Nach Deutschland bin ich nur für eine kurze Zeit gefahren, um Kraft spenden. Gruß zurück

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..