lyrimo november 23, impuls 22

Papa, haste mal zwanzig Pfenning?

Rotes Lederportemonnaie ein Taufpatengeschenk

Drei Kilometer Schulweg zu Fuß auf Kleinstadtstraßen

Ab Ostern trägt man Kniestrümpfe sagte die Mama

Tornister sagten die Großeltern zum Ranzen

Papa, haste mal zwanzig Pfenning?

Drei Kilometer Schulweg zu Fuß auf Kleinstadtstraßen

Das Pausenbrot mag ich nicht aber Salz oder Zucker

Laugen, Brezel, Quarkplunder, Brausestäbchen

Im Ranzen die Angst vor dem Einmaleins und gehäkelte Topflappen

Für beide wurde ich vor der Klasse ausgelacht

Drei Kilometer Schulweg zu Fuß auf Kleinstadtstraßen

Die Schuhe sind von der Schwester mit Watte vorne drinnen

Im April konnte es auch noch mal schneien

Laugen, Butterbrezel, Quarkplunder, Brausestäbchen

und Heidi-Sammelbildchen

lyrimo november 23

november, herbstzeit, grau und bunt, frisch. unfriedlich, krude weltgeschehnisse, kalt, ausblenden. november, herbstzeit, suche nach den guten, kleinen, feinen momenten, also schreibzeit.

schaut doch mal ab und zu beim lyrimo vorbei. ich versuche virtuell oder wenigstens in der stillen kammer daheim mitzumachen.

Blogischer Sommerputz und weitere Momente

Ehrlich gesagt, sass ich schon vor geraumer Zeit hier und wollte Frühlingsputz betreiben; „Raus aus dem Winterloch!“, dachte ich, “ Auch mal den Blog abstauben sollte ich!“ Aus der blogischen Frühlingsputzidee wurde eher eine virtuelle Sommerfigur-Anprobe, neues Headerfoto inklusive. Ich bin zwar viel, sogar viel zu viel (arbeitstechnisch) im Online, aber eindeutig zu selten bei Mauletti. Warum so wenig Zeit? Weil Alltagstrott und Termindruck. Weil die alltagstypischen Erschöpfungsmomente die Absicht und Angewohnheit, haben, zuerst auskuriert werden zu wollen.

Mein PC steht in einem elf monatigem Homeoffice in einem relativ neuen Wohnort und dort ist eben (m)eine bunte Welt mit Famillie, Freunden, Menschen generell, Hund und Hunderunden und Freunden des Hundes, Erwerbsarbeit, Haushalt,Unternehmungen, Erledigungen, endlich abgeschlossener Wohnungssanierung und – Wetter. 4 von 5 1/2 Arbeitstagen verbringe ich drinnen; ich suche im Moment in erster Linie also nach Frischluftmomenten. So manchen Kurs erledige ich eher mechanisch, das lange Sitzen tut nicht gut, die Schultermuskeln wehren sich; diese neue Art von Abgekapseltsein erinnert mich zu oft an Lockdownmomente. (Ja, ja, dieses Thema ist noch nicht abgeschlossen, besonders da wir einen long-covid-Fall in der Familie haben, sprich Sorgenmomente)

Im neuen Ort haben wir uns schnell eingelebt; im Grunde sind wir ja nur wenige Kilometer weiter gezogen, es ergaben sich Momente ulkiger, nutzloser Beobachtungen wie: die Strassenbeleuchtung ist hier besser, aber es gibt wenigere Magnolien. A propos Pflanzen: Da wir ins Grüne umgezogen sind, kommen jedoch zahlreiche Waldmomente dazu: mit dem Hund drehen wir ausgiebige Runden im Naturpark ‚Valle del Lambro‘, der nur wenige zu-Fuss-Minuten hinterm Haus liegt. Wahrhaftige Augenfreude-Momente, wenn ich durch seine üppige Vegetation stiefele, Unsere Familie ist Teil der lokalen Hundehaltercommunity geworden und haben Spassmomente. Obendrein sind petfreundliche Sommerferien geplant. Oh ja, ich habe eine gewisse Urlaubsreife erreicht.

Was dichten wollte und sollte ich auch mal wieder: Lyrikmomente. Ich sehne mich nach ihnen, jedoch, was soll ich noch mehr dichten, wenn schon das Leben so prallvolldicht ist?

Wie ihr seht, meine lieben Leser – es gibt mich also noch. Und selbst?

Hier seht ihr ein Foto vom letzten Trekkingtourmoment nach Civate zur Abbazia San Pietro al Monte:

Mit den beiden Töchtern hatte ich letztens einen tollen, lebendigen Mailandmoment. Sehr entspannt, es sind ja schon Sommerschulferien, sind wir auf Monumentalfriedhof (und danach auf einem bekannten Vintagemarkt) gewesen. Ich entdeckte einen Epitaph, der mir es angetan hatte, einfach kurz und tief:“Vogliamoci bene“ – „lasst uns einander lieben“.

ein lebenszeichen oder: von allem ein bisschen

Hallo, du gutes, altes blog! lang ist es her; ich habe dich vernächlassigt, ich weiss, aber nicht vergessen und auch nicht meine lieben leser und leserinnen. ich hatte tatsächlich ende februar einen beitrag geplant: zu (m)einem ganz persönlichen dritten ‚unhappy pande-birthday‘ und über meine kurzreise nach bologna. dann brach in jener zeit der krieg in der ukraine aus und ich war erst einmal sprachlos, wortlos, antwortlos…. und hatte absolut keine interesse daran, belanglosikgeiten aus meiner kleinen welt hinauszuposaunen.

jetzt kam es aber so, dass mich ein leser frug, wie es mir so ginge, andere drückten ihr bedauern aus, dass ich im mai beim lyrimo nicht mitmachte. das fand ich so aufmerksam und total lieb und so bin ich hier und habe, wie der titel es verspricht, euch von allen meinen blogthemen etwas mitgebracht: ein paar bilder, zwei rezepte, ein gedicht.

mein leben ist wie mein auto: hybrid. mein leben ist eine vermischung. noch ganz viel drinnen, oft draussen, da ich hunger nach menschen, lust auf veranstaltungen, unternehmungen und glücksmomenten habe … und ich habe mir alles geholt, leben nachgeholt! wie so eine art anti-lagerkoller. tja, zu früh gefreut, denn im mai hatte ich meine covid-premiere, während der gatte und eine tochter zum zweiten mal vom virus eingeholt wurden.

die italienische familie ist älter geworden, jeder ist mit sich selbst, mit neuen lebensabschnitten und vorhaben beschäftigt. ein umzug steht an. in der deutschen familie ist viel leid zusammen gekommen, seit drei monaten pendle ich zwischen meinen zwei welten. und im koffer, den ich gerade vorbreite sind auch kleider in schwarz. ich pendle zwischen leid und freud, zwischen erfolgen und sorgen.

Aber nun zum eigentlichen blogpost- und fein der reihe nach; also nach bologna. ich werde mich nicht als reiseführerin aufspielen, im netz findet ihr alles über diese absolut sehenswerte stadt mit ihrem heiteren, historischen, alternativen, imposanten, schlemmerhaften, toskanischen charme:

innenhof der ‚ersten‘ uni
bologna, ‚die rote stadt‘
das wahrzeichen der stadt, der ‚torre degli asinelli‘. es war einst ein wohnturm. d’ie ‚zimmer‘ jedoch befanden sich an der aussenwand, es waren relativ einfache holzkonstruktionen. innen ist der turm bis au eine treppe hohl
das ’santuario di santo stefano‘ hat mich schwer beeindruckt.
ich erinnere mich nicht mehr an den namen der kirche, aber daran, dass mozart in bologna unterricht erhielt, hier seine original handschrift

Es ist in der zwischenzeit sommer geworden. die italienische hitze und dürre geistert auch durch die internationale presse. meine methode, mit den temperaturen, die richtung 40 Grad gehen, umzugehen, ist ganz einfach: zu hause bleiben, weite kleidung aus leinen, viel wassermelone und ein gutes radler; nachts ist es besonders schlimm, es wird nicht frischer. ich gehe nichts ins bett, ich lege mich darauf und weil alle fenster offen stehen, darf mich der durchzug zudecken. da eine grosse famiglia aber nicht nur von obst und bier satt wird, passe ich meine küche an die temperaturen an: leichte, schnelle und trotzdem nahrhafte gerichte sind gefragt. letztens gab’s eine selbst gebackene farinata. der name leitet sich von ‚farina‘ (mehl) ab, ist ist eine art ‚pfannkuchen‘, der aus einem teig aus kichererbsenmehl, wasser, salz und olivenöl hergestellt wird. ein arme-leute-essen, das aus ligurien/genua stammt und heute zu beliebtem streetfood zählt. in der familie essen wir gerne und oft farinata als beilage, als brotersatz, zu einem salat, oder als appetizer. für vier personen nehme ich 300 gramm mehl, das vorsichtig mit lauwarmen Wasser (etwa ein halber liter) verrührt wird, je nach belieben/geschmack etwas öl, salz dazugeben; der teig sollte dickflüssig sein. den ofen (am besten ober-und unterhitze) auf 180 grad vorheizen. ein backbleck mit ausreichend olivenöl fetten, den teig einfüllen und etwa zehn minuten backen lassen. das ist die schwierige passage, denn die farinata darf nicht zu trocken werden/sein. eine freundin von mir hat zwei variationen erschaffen: einfach zum salz noch etwas rosmarin dazugeben, oder rohe, geriebene zucchini unter den teig heben. meine zweite idee: pesto – und zwar aus pistazien: eine knoblauchzehe, 50 gramm pinienkerne, 100 gramm pistazien werden in einem mixer zerkleinert, dann etwa 80 gramm pecorino oder auch parmiggiano dazugeben und mit olivenöl (je nach belieben) verrühren. fertig.

Photo by Marina Leonova on Pexels.com

lasst es euch gut schmecken

Und wie geht es mir dichterisch?

ich schmücke mich mit trauer

ich bin erde und himmel

mittig zerkrümelt

ich halte mir meine hand

und lausche den lerchen und schwalben